Pieve di Livinallongo
Pieve di Livinallongo ist Hauptort und Verwaltungssitz der Gemeinde von Livinallongo del Col di Lana, die einem der größten ladinischen Täler der Dolomitenregion entspricht. Durch dieses Tal fließt der Fluss Cordevole, der auf dem Pordoijoch entspringt. Dieses malerische Dorf in sonnenverwöhnter Lage ist geprägt durch den Glockenturm der Kirche, der stolz über die Dächer der umliegenden Häuser herausragt. Rings um das Dorf erstrecken sich dichte Wälder und herrlich grüne Wiesen.
Das aus Steinhäusern erbaute Dorf Pieve di Livinallongo liegt auf einer Höhe von etwa 1400 m ü. M. auf dem Col di Lana, dem Berg, der durch die furchtbaren Ereignisse im Ersten Weltkrieg zu trauriger Berühmtheit gelangt ist.
In diesem Ort finde Sie zwei eindrucksvolle Zeugnisse der Vergangenheit dieser Region: das Ladinische Museum, das die Überlieferungen und Traditionen der ladinischen Gemeinschaft bewahrt und dokumentiert, und auf dem kleinen Dorfplatz das Denkmal zu Ehren von Katharina Lanz, errichtet von Josef Parschalk. Diese Bronzestatue erinnert daran, dass das Tal bis zum Ersten Weltkrieg ausgeprägt deutsch-österreichischen Einflüssen ausgesetzt war, da es damals noch zu Tirol gehörte.
Hier noch einige Tipps und Informationen:
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Das Ladinische Museum in Livinallongo
Das Museum zu Geschichte und Brauchtum der Ladinischen Bevölkerung befindet sich in Livinallongo del Col di Lana (ladinisch Fodom). Es wurde eingerichtet auf Initiative der Union dei Ladins, die sich zum Ziel gesetzt hat, hiermit auch nachfolgenden Generationen eine alte, tief in dieser Region verwurzelte Kultur zu vermitteln.
Die Union dei Ladins da Fodom, Teil des übergeordneten Verbands Union Generela di Ladins dle Dolomites, wurde 1968 in Pieve di Livinallongo 1968 gegründet mit dem Ziel, die ladinische Sprache und Kultur zu bewahren und zu verbreiten, die traditionellen Beziehungen zu den anderen ladinischen Einwohnern im Sellagebiet zu fördern und die landwirtschaftlich, handwerklich und touristisch geprägte Wirtschaft des Tals zu unterstützen und zu fördern.
Im Ladinischen Museum, das eine Bibliothek und einen Raum für Filmvorführungen umfasst, werden mehr als 600 Fotodokumente mit den jeweiligen Erläuterungen ausgestellt. Das Museum ist in vier Bereiche untergliedert:
- im ersten Teil erhält man einen Einblick in die gesellschaftliche Organisation der Region mit dem geschlossenen Hof, der gemeinschaftlichen Verwaltung, den Gebäudearten und der Familienorganisation mit ihrer patriarchalischen Struktur und den ladinischen Bräuchen;
- der zweite Bereich bietet Hintergrundwissen zu Land- und Forstwirtschaft sowie Handwerk;
- der dritte Abschnitt widmet sich der Geologie, der Tier- und der Pflanzenwelt der Region;
- im vierten Teil taucht man ein in die regionale Geschichte, ausgehend von der Blütezeit von Burg Andraz und den Ereignissen um Kardinal Nicolò Cusano bis zum Ersten Weltkrieg, mit dem Schwerpunkt auf dem Col di Lana, dem auch als „Blutberg“ bekannten Kriegsschauplatz.
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Burg Andraz in Livinallongo del Col di Lana
Burg Andraz war Sitz der Verwaltung und ein militärischer Stützpunkt, der zur Zeit der Fürstbischofe von Brixen seine größte Glanzzeit erlebte. Darüber hinaus war sie ein strategisch wichtiger Punkt für die Überwachung des Transitverkehrs: Von Brixen aus konnte man über das Würzjoch, das Gadertal und Valparola das obere Tal des Cordevole (Alto Agordino), Belluno und Venedig erreichen. Über Lichtsignale in Form von Feuern stand sie in Verbindung zu Laste, Rocca Pietore, Avoscan, Alleghe. Außerdem diente sie als Schutzwall gegen die expansionistischen Bestrebungen Venedigs: Die Dolomiten weckten Begehrlichkeiten, des Holzes wegen einerseits, aber auch wegen der Erzvorkommen.
Burg Andrazist das Wahrzeichen des Valle di Livinallongo. Die Burgruine steht an der Straße SS 48, die von Pieve di Livinallongo nach Falzarego hinaufführt. Bei Kilometer 102 stößt man auf die kleine Straße, die zum Örtchen Castello führt. Hinter dem Wald taucht dann die Burgruine auf, einst errichtet auf einem Felsblock in einer das Tal beherrschenden Lage.
Die im Laufe der Jahrhunderte mehrfach restaurierte Burg verlor nach und nach an Bedeutung, einmal als der Erzabbau um 1753–1755 aufgegeben wurde, aber auch durch die sich wandelnden politischen Umstände (Säkularisierung der Fürstbistümer). Im Jahr 1808 ging sie an einen privaten Eigentümer. 1850 wurde das Dach abgetragen und die Inneneinrichtung entfernt. Im ersten Weltkrieg wurde sie beschädigt und in den Jahren der größten Armut unter der Bevölkerung schließlich ganz aufgegeben. Es blieben nur der Hauptbau und einige Ruinen. Erst durch die touristische Erschließung hat die Region Venetien Restaurierungsprojekte in Angriff genommen, die zurzeit noch andauern. Ein holzgeschnitzter Altar aus der Kapelle der Burg befindet sich heute in der Kirche des nahe gelegenen Ortsteils Andraz.